Dass die Rezessionsangst plötzlich für den Kurssturz verantwortlich sein soll, ist eine schwache Erklärung: Wir wissen seit Monaten, dass die Weltwirtschaft stark abkühlt.
Das ganze sieht eher nach einem Todeskampf von Hedge Fonds aus: Da kaum noch Geld geliehen wird, muss alles raus. Verängstigte Anleger ziehen in großem Stil Geld von den Fonds ab. Auch die Banken versilbern offenbar alles, was sie in den Büchern haben. Über die Egos von Banken-Vorständen und die Abneigung, öffentliche Hilfsprogramme anzunehmen, darüber unterhalten sich gerade alle. Über diesen Ego-Faktor werden wir allerdings nie einen Analysten-Kommentar lesen, da dieser Experte dann sofort seinen Job verlieren würde. Leider ist diese Verscherbelung des Tafelsilbers eine recht wichtige unbekannte Größe, die den Aktienmarkt in die Knie zwingt. Die Zahlungs-Unfähigkeit von kleineren Staaten tut ihr Übriges.
Was das Weltrezessions- und Weltdepressionsgerede angeht, da bringen ein paar Leute die Dinge etwas durcheinander. Die Automobilbranche hatte schon vor der Finanzkrise Probleme. Der Satz den man wiederholt hört, dass „die Finanzkrise beim Automobilsektor angekommen sei, ist schlichtweg Quatsch. Derzeit haben Schwätzer und Panikmacher Hochkonjunktur. Die Krise ist aber letztendlich durch die gierigen Teilnehmer am Finanzmarkt ausgelöst, die unter Anleitung der nicht minder gierigen Banken und Investment-Instituten der irrigen Meinung sind, dass es einen unbegrenzten Wachstum geben könne. Kann eben nicht. In keinem System, wie bereits an anderer Stelle gesagt – ungebremster Wachstum ist Krebs.
Es ist überhaupt bemerkenswert, dass es neuerdings erforderlich ist, zwischen Finanzwirtschaft und Realwirtschaft zu unterscheiden. Dieser Umstand spricht schon alleine für die Schieflage in der Wirtschaft insgesamt. Erst dann, wenn wir nur Realwirtschaft haben, d.h. Wirtschaft, in der sich alle, ob Finanz oder Produktion mit realen Werten beschäftigen, erst dann können wir unsere Wirtschaft als Gesund bezeichnen. Es ist also weniger das Schielen nach der Staatsverschuldung und assoziierte Abkommen (die ohne Zweifel wichtig sind und im Auge behalten werden müssen), sondern vielmehr die Beaufsichtigung und Schließung von Löchern im Fassboden, damit das mühsam erwirtschaftete Geld nicht wieder im Fass ohne Boden verschwindet.
Wenn es tatsächlich stimmt, dass die Finanzwirtschaft zu 95% aus Derivaten besteht und nur zu 5% aus Finanzhandel in Verbindung mit der realen Wirtschaft, dann ist etwas wirklich schief. Auch wenn es nur 50:50 wäre – eine Katastrophe. Und das bei einer von den USA unkontrolliert betriebenen Geldausweitung und niedrige Zinsen. Alles Gift für den Finanzkreislauf – d.h. Gift für die Werterhaltung des Geldes, mit dem wir einkaufen gehen.