Ausbeutung der vom Staat produzierten Rentenangst

Das Erste, Sonntag, 09.03.2008, 23:30 Uhr
Rentenangst!
Länge: 45 Minuten

Der Kampf um die Altersversorgung
Film von Ingo Blank und Dietrich Krauß

„…Die aktuelle Diskussion um die Riester-Rente hat noch einmal gezeigt: Viele der heute aktiven Menschen werden im Alter vor großen finanziellen Problemen stehen. Denn die wachsende Zahl der Senioren und viele politische Entscheidungen der vergangenen Jahre werden dazu führen, dass das Niveau der gesetzlichen Rente systematisch sinken wird.

Kritiker überbieten sich schon seit langem in ihren Nachrufen auf das gesetzliche Rentensystem. Immer wieder wird verkündet, dass allein eine private Absicherung die Rentner von morgen vor dem Absturz retten könne. „Eigenvorsorge“ heißt das Stichwort. Kapitaldeckung statt Umlagefinanzierung ist das Konzept, das dahinter steckt.

Und was haben sie gefunden?
Sie zeigen in ihrem Film eindruckvoll, dass die Bürger auch in der Rentenfrage belogen werden – zu Gunsten von Versicherungen und Banken, bei denen die Vertragsabschlüsse ständig steigen. Warum? Weil die staatliche Rentenversicherung systematisch zurückgefahren wurde und wird – zu Gunsten von der privaten Versicherungswirtschaft. Dahinter stehen wieder HedgeFonds. Das ist das Ergebnis der berühmten Riester-Rente und der Agenda 2010. Nicht dass alle an dem „Wachstums-Kuchen“ teilhaben, sondern wie sie von der teilhabe erfolgreich ferngehalten werden können – und dafür auch noch zusätzlich zahlen. Das Ganze nennt sich dann Sozialstaat und soziale Marktwirtschaft – nur der Sozialstaat subventioniert die private Wirtschaft, die es an die Bürger oder besser gesagt, an die Arbeitenden nicht weiter gibt – sei es in Form von Arbeitsplätzen oder Lohnerhöhungen über die Inflationsrate.

Im Abspann des Films wird dann aktuell darauf aufmerksam gemacht, dass in England gerade an 130.000 Rentner 3,4 Milliarden aus Steuerngeldern ausgezahlt werden und damit der durch Reformen entstandene Schaden für die betroffenen Rentner ausgeglichen werden muss.

Das private Vorsorgesystem macht die Altersvorsorge für den Arbeitnehmer um 14% teuerer – dabei fällt durch die ständigen Gewinnabschläge der Versicherungen die Gesamtrente am Schluss doch niedriger aus, als von den Versicherungsvertretern malerisch vorgerechnet. Es ist ein Fehler, wenn das solidarische System der Rentenversicherung verlassen und ordentlich gepflegt wird. Die Angst, die uns eingeredet wird, entbehrt jeglicher Grundlage – viel wichtiger ist es, sich Gedanken um Produktivität zu machen. Ohne Produktivität kann keine Rente aufgebaut werden. Darüber sollte die Wirtschaft nachdenken. Abzocken ist keine Produktivität.

Sind Reformen zu Gunsten von Profit der Privatwirtschaft ohne Teilhabe der Bürger klug? Und müssen wir in Deutschland immer wieder die Fehler nachmachen, die in anderen europäischen Ländern schon als deutliche Ergebnisse von Reformen festzustellen sind? Bestimmt nicht.

Die Gleichschaltung der Melkmaschine Regierung-Medien-Privatwirtschaft muss Wissenschaftler, Bürgerrechtler und Bürgerinitiativen auf den Plan rufen. Es ist nur gut, dass wenigstens Mitten in der Nacht ein gut recherchierter Film gezeigt wird.
Danke ARD.

PS: Offensichtlich war den Redakteuren und Intendanten der Realitätsgehalt der Information so brisant, dass sie es sich leider nicht zugetraut haben, diesen „Abzocker-Krimi“ zu einer üblichen Krimi-Zeit um 20.15 den Millionen Arbeitnehmern vorzuführen, sondern es bei der üblichen Praxis belassen haben – was stinkt, wird kurz vor Mitternacht gezeigt. Auch bei der ARD scheint man sich mit brisanten Material zu Geisterstunde wohler zu fühlen. Es könnte jemand sonst böse sein…

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