Finanzmärkte – McKinsey sieht hohes Risiko der globalen Destabilisierung

(gerade von Investor Alert! reingekommen) Die rasant wachsende Bedeutung von staatlichen Investmentfonds, Petrodollarinvestoren, Hedge- Fonds und Private Equity-Gesellschaften birge ein hohes Risiko für die Weltwirtschaft; dies gehe aus einem Bericht der Unternehmensberatungsgruppe McKinsey hervor. Spekulationsblasen, exzessive Vergabe von Krediten, Marktverzerrungen und die Zusammenbrüche von Banken, seien alles mögliche Konsequenzen der immer größer und einflussreicher werdenden Akteure auf den Finanzmärkten, welche sich in den letzten Jahren etabliert haben.

McKinsey hat an dem neuen „Power Broker-Bericht“ sechs Monate lang gearbeitet; die Unternehmensberatungsfirma untersucht in diesem Bericht, wie das Öl, Asien, die Hedge-Fonds und das Private Equity die globalen Kapitalmärkte formen.

Die Autorin Diana Farrell sagte, dass die Entstehung von „Power Brokern“ neben einigen Vorteilen auch neue Risiken für das globale Finanzsystem birge. Frau Farrell, Leiterin der Wirtschaftsforschungsabteilung bei McKinsey, fügte an, dass die Immobilienwerte im Zeitraum 2000 bis 2005 in den entwickelten Ländern um 30.000 Mrd. US$ gestiegen seien und dieses Wachstum das Wirtschaftswachstum bei weitem übertroffen habe. Als Ursache könnten Grundstückskäufe von Petrodollarinvestoren angeführt werden, aber auch die niedrigen Zinsen für US-Staatsanleihen.

„Eine weitere Sorge ist, dass die eng mit den jeweiligen Regierungen verbundenen asiatischen Zentralbanken und die durch die Petrodollar gespeisten staatlichen Investmentfonds politische Gegenleistungen mit ihre Investments verbinden könnten“, so Farrell.

„Dadurch könnten Investitionsanreize verfälscht werden. Außerdem werden so Marktsignale verzerrt, welche dafür sorgen, dass die Finanzmärkte effektiv funktionieren.“ Die Größe und die Leverage-Quote von Hedge-Fonds, sowie deren steigende Investitionsquote in illiquide Investments, stelle besonders in Krisenzeiten eine explosive Mischung dar, welche sich schnell zu einem Flächenbrand auswachsen könne, so der Bericht.

Das enorme Wachstum von hochverzinslichen Krediten und der lockere Umgang mit Kreditlinien, mit welchen die Nachfrage der Private Equity-Gesellschaften bedient werde, habe ebenfalls das Kreditrisiko erhöht. „Die jüngsten Ereignisse geben wieder Anlass zur Zuversicht; das Risiko wird wieder stärker in den Blickpunkt gerückt, wodurch es letztendlich wieder stärker berücksichtigt und so steuerbar gemacht wird. Trotzdem sind die momentanen Sorgen sehr real. Die Situation sollte sehr genau beobachtet werden“, fügt Farrell an.

Die Ölinvestoren, die asiatischen Zentralbanken sowie die Hedge und Private Equity Fonds verfügten Ende des Jahres 2006 zusammen über Aktiva im Wert von 8.400 Mrd. US$. Diese haben sich seit dem Jahr 2000 verdreifacht und betragen nun schon 40 Prozent des Kapitals, welches weltweit in Pensionsfonds und artverwandten Investmentfonds investiert ist. Diese Gruppe hält damit ungefähr 5 Prozent der weltweiten Finanzaktiva i.H.v. 167.000 Milliarden US$.

Besonders kritisch sind dabei die Wachstumsraten dieser vier neuen „Power Broker“, da diese sehr viel schneller als traditionelle Finanzanlagen wachsen. Zwischen dem Jahr 2000 und 2006 sind z.B. die Vermögen der asiatischen Zentralbanken um ca. 20 Prozent pro Jahr gewachsen; das Wachstum war damit viermal höher als bei den Pensionsfonds. Wenn dieses Wachstum gehalten werden kann, so wird das Vermögen dieser Gruppe in 5 Jahren die Marke von 20.000 Mrd. US$ überschritten haben und dann so groß sein wie ca. 70 Prozent des weltweiten Vermögens der Pensionsfonds.

Die größte der vier Gruppen ist hierbei die Petrodollar-Gruppe: Sie konnte in den letzten Jahren stark wachsen, da Ihre Einnahmen kräftig sprudeln. Der Ölpreis hat sich seit 2002 ungefähr verdreifacht. Sie hat 3.800 Mrd. US$ in ausländische Finanzanlagen investiert. Frau Farrell schätzt, dass die Petrodollaraktiva – selbst wenn der Ölpreis wieder auf 30 US$ pro Barrel fallen würde – in den nächsten 5 Jahren weiter sehr stark wachsen werden. Wenn man den von ihr gesetzten durchschnittlichen Preis von 50 US$ als Basis nimmt, so wird bis zum Jahr 2012 jeden Tag eine weitere Milliarde in die Finanzmärkte strömen.

Einige Zentralbanken, besonders aber die Zentralbanken von Japan und China, sind die nächsten wichtigen Spieler. Zusammen hielten sie Ende des letzten Jahres 3.100 Mrd. US$ an ausländischem Vermögen. Das Meiste davon hat seinen Weg in US-Staatsanleihen gefunden, wodurch die Zinsen künstlich niedrig gehalten wurden. Die Zentralbanken von China, Süd-Korea und Singapur haben jedoch angekündigt, dass sie zusammen 480 Mrd. US$ diversifizierter anlegen wollen, wodurch eine neue Liquiditätswelle in die Märkte schwappen könnte.

Hedge-Fonds sind in diesem Szenario weniger wichtig, obwohl sie ein starkes Wachstum verzeichnen konnten. Sie wuchsen von 500 Mrd. US$ im Jahr 2000 auf den heutigen Wert von 1.500 Mrd. US$. Wenn sie ihre Leverage-Möglichkeiten jedoch voll ausschöpfen, könnten sie im Jahr 2012 über 12.000 Mrd. US$ an „Kampfkapital“ verfügen. (nach Investor Alert!)

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