Globale Hilfsaktion der Notenbanken

Wie angespannt die derzeitige Situation weltweit ist, zeigt auch die Maßnahme der US-Notenbank. So versorgte die FED die Banken mit einer Liquiditätsspritze von 19 Milliarden US$. Damit fiel das Volumen an kurzfristigem Kapital mehr als doppelt so hoch wie in der Vorwoche aus. Damals machten die 3-tägigen Reprogeschäfte gerade einmal 7,5 Milliarden US$ aus. Über die Woche versorgte die FED das Bankensystem mit 68,5 Mrd. US$. Ähnliche Aktionen wurden auch von anderen Notenbanken vermeldet. So beteiligte sich neben der Bank of Japan auch die australische Notenbank an der globalen Hilfsaktion.

Zum ersten Mal nach rund 6 Jahren wurde seitens der EZB am Donnerstag ein Schnelltender zugeteilt. Der 94,8 Milliarden Euro umfassende Tender (131 Mrd. US$) sollte ein Signal an die Märkte senden und diese beruhigen. Am Freitag teilte die Notenbank weitere 61 Milliarden Euro zu. Laut Dirk Nielsen, Europachefvolkswirt von Goldman Sachs, ist ein solcher Schnelltender zwar grundsätzlich positiv zu beurteilen; allerdings werfe die Maßnahme auch weitere Fragen auf. Demzufolge sei zu fragen, was bei einem weiteren Übergreifen der US-Hypothekenkrise und bei weiteren Fällen, die dem bei der IKB-Bank ähneln, geschehe.

BNP Paribas kündigte Schließung von drei Fonds an.
Stabilisierte sich die Lage an den globalen Finanzmärkten bis Mittwoch auch, so führte die Meldung von der französischen Großbank BNP Paribas zu einem deutlichen Anschwellen der internationalen Unsicherheiten. BNP Paribas verkündete in einem Communiqué, dass in bestimmten Marktsegmenten auf dem US-Markt keine Transaktionen mehr möglich seien. Daher fehlten jegliche Referenzpreise. Dies impliziere eine nahezu völlige Illiquidität der betroffenen Fonds. Die entsprechenden Papiere der BNP Paribas bestehen zu einem Teil aus ABS Anleihen. Diese nur schwach gesicherten Hypothekenkredite sind im Zuge der US-Hypothekenkrise in Misskredit geraten. So zogen sich zwischen dem 27. Juli und dem 7. August die Investoren massiv aus diesen Fonds zurück. Die Einlagen der Fonds schmolzen um mehr als 400 Mio. Euro und belaufen sich nun auf rund 1,6 Milliarden Euro.

Wurden bei der Vorlage der Quartalszahlen die Auswirkungen der US-Immobilienkrise bei der BNP Paribas als extrem gering bezeichnet, so zeigten sich die Finanzmärkte von der Schließung der Fonds umso stärker überrascht. Die Ereignisse belegen, dass der durch die US-Krise entstandene Engpass am Geldmarkt auf den Euroraum übergelaufen ist.

Die EZB zeigte aufgrund der angespannten Situation am Geldmarkt schnell Handlungsbereitschaft. Sie teilte am Donnerstag folgendes mit: „Die EZB beobachtet die Situation genau und steht bereit, um geordnete Bedingungen auf dem Euro-Geldmarkt zu gewährleisten“. Kurz darauf schrieb die EZB einen Schnelltender aus.

Traditionell ist der August der ruhigste Börsenmonat im gesamten Kalenderjahr. Sind die Umsätze in diesem Sommermonat in den vergangenen Jahren eher gering gewesen, so scheint dieser August als ein extrem hektischer Monat, in die Börsenhistorie einzugehen.

Eine „Rettungsaktion“ der Zentralbanken in dieser Größenordnung war zuletzt nach den Anschlägen vom 11. September 2001 notwendig geworden. Eine Liquiditätskrise bei den Banken würde zu einer weltweiten Rezession führen.

Welche bislang bekannte Ereignisse erklären die Eile der Notenbanken?

– Gerüchte um Schließung eines Hedge-Fonds von Goldman Sachs: Der Hedge-Fonds Global Alpha (Volumen: 9 Milliarden USD bei einem Vielfachen dieses Betrages an Fremdkapital) hat im Juli empfindliche Werteinbußen erlitten. Marktkenner sprechen davon, dass der Fonds in naher Zukunft zwangsweise geschlossen werden muss.

– Aufflammende Gerüchte, dass das ohnehin schon hohe 1,2-Milliarden-€-Engagement der Commerzbank im US-Subprimemarkt in Wahrheit noch deutlich größer sein soll, setzen die Aktie verstärkt unter Druck

– Die BaFin nimmt jetzt die turmhohen Risiken bei der Landesbank Sachsen ins Visier: Das Finanzinstitut wird bei einem Eigenkapital von nur 1,5 Milliarden € in einer brisanten Analyse von S&P als einziger Liquiditätsspender der Firma Ormond Quay Funding (Kapitalausstattung: 17,5 Milliarden USD) aufgeführt.

– Potenzielle Schieflage bei der WestLB: Die WestLB-Tochter Brightwater verfügt über strukturierte Finanzierungen im Volumen von satten 35 Milliarden USD – ein Wert, der das Eigenkapital deutlich übersteigt. Obwohl in diesem Betrag auch Subprime-Kredite enthalten sind, wurden hierfür keinerlei Rückstellungen gebildet. Eingeweihte Kapitalmarktexperten sprechen hinter vorgehaltener Hand vor einem kurz bevorstehenden Kollaps des Instituts.

– US-Immobiliencrash und US-Subprime-Krise schwappt mit Brachialgewalt auf deutsche Geldmarkt- und Rentefonds über: Es kommt zu einer Zwangsschließung nach der anderen

– Gerüchte um bevorstehende Schließung bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS: Nach Angaben des Dienstleisters Software Systems schmierte das Volumen des DWS ABS Fund seit Ende Juni von 3,15 Milliarden € auf nur noch 2,4 Milliarden € ab. Allein im August seien 530 Millionen € abgeflossen. Der DWS ABS Fund leidet darunter, dass der Gesamtmarkt für forderungsbesicherte Anleihen ausgetrocknet ist. Unverständlicherweise wollte ein DWS-Sprecher hierzu keine Stellung nehmen, wodurch die Panik der Kleinanleger und damit auch die zusätzlichen Mittelabflüsse noch massiv verstärkt wurden.

– BNP Paribas hat vorübergehend die Rücknahme von Anteilen einiger Fonds wegen der US-Hypothekenkrise eingestellt. Wegen mangelnder Liquidität im amerikanischen Markt könne der Fondswert nicht berechnet werden, teilte die französische Großbank BNP Paribas erst gestern mit. Dabei handele es sich um die Fonds: Parvest Dynamic ABS, BNP Paribas ABS EURIBOR und BNP Paribas ABS EONIA.

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