Der Reifeprozess von Kim Jong Un hält die Welt gerade in Atem.
Wir haben bereits lernen dürfen, dass die Börse in erster Linie der Psychologie folgt, will heißen, je nachdem in welcher psychischen Verfassung die Börsenteilnehmer sind, geht es rauf oder runter. Seit 2007 wissen wir, dass die neo-liberale Deregulation der Finanzmärkte für die niedrigeren Instinkte der Menschen wie Gier und dissozialen Verhaltensweisen in den Führungsetagen der Banken wie dem sozialen Parasitentum (Sozialisierung von Verlusten, Privatisierung von Gewinnen) Tür und Tor geöffnet hatte. Bis heute ist diese Verhaltensstörung aus den Finanzmärkten nicht verbannt und wir kämpfen mit den Alltagsereignissen und den Folgen dieser globalen Krise – einer hat 2007 die Finanzprodukte als Massen-Vernichtungswaffen bezeichnet.
Jetzt haben wir mit der Nordkorea-Krise eine Bedrohung des Weltfriedens mit anderen Massen-Vernichtungswaffen zu tun, mit Atomwaffen – eine Bedrohung wie es sie seit der Cuba-Krise nicht mehr gegeben hatte. Kim Jong Un, ein Diktator-Sohn ist genauso wenig in der Lage wie sein Vater, dem kommunistischen Grundsatz gerecht zu werden und gesellschaftliche Verhältnisse soweit zu entwickeln, dass alle Nordkoreaner satt werden. Aber der Diktator-Sohn ist selbst Diktator genug, um mit verbalen Drohungen Angst und Schrecken zu verbreiten. Während Kim Jong Un mit verbalen Drohungen seine Macht innerhalb der Militärführung zu festigen sucht, gibt es genug Gründe diese Situation als eine atomare Bedrohung zu behandeln. Und wenn Atomwaffen im Spiel sind, dann ist es eine Vergewaltigung der Welt ohne gleichen.
Manche sprechen von Erpressungsversuch, andere davon, dass Kim Jong Un mit seinen Bedrohungen der internationalen Gemeinschaft von den inneren Problemen Nordkoreas ablenken will. Es ist vorstellbar, dass Kim Jong Un mit dem Rücken an der Wand meint, es bleibe ihm nichts anderes übrig, als das einzige, was er massenhaft zur Verfügung hat auch einzusetzen: Waffen und Soldaten. Die Frage, ob die überwiegend veralterten Waffen auch einsatzbereit sind oder wie weit sie einsatzbereit sind scheint ihn nicht zu interessieren. Kim Jong Un geht wohl davon aus, dass diese Waffen wie sie auch sind, genug Schmerzen verbreiten können.
Schmerzen zufügen, darum geht es ihm in erster Linie. Deshalb ist der Sprichwörtliche Finger am Abzug auch so gefährlich, da hat der USA Verteidigungsminister recht, wenn er sich keinen Irrtum erlauben will. Raketen werden verlegt, aber sprechen lässt sich Herr Kim Jong Un nicht. Er verschanzt sich meistens hinter einem Fernglas und beobachtet Bewegungen im Feld. Wie in einem Konsolen-Spiel, von denen er zuhause genug haben soll. Auch Videos von glorreichen Helden. So möchte er sein. Ungern der Führer eines Armenhauses der Welt. Und er ist dabei einsam. Die Diskussion über die Gefährlichkeit von Kriegsspielen am Computer bekommt eine neue Dimension. Ob Kim Jong Un als Amokläufer und Massenmörder in die Geschichte eingehen will?
Der Großvater, Staatsgründer Kim Il Sung soll für den derzeitigen Diktator Kim Jong Un das große Vorbild sein. Zum 101. Geburtstag des Großvaters am 15. April werden große Feierlichkeiten erwartet und innerhalb der laufenden verbalen Eskalation darf man sich schon fragen, was an diesem Feiertag abgefeuert werden soll. Für die Minderwertigkeitskomplexe in Verbindung mit Größenphantasien wird dem derzeitigen Diktator Kim Jong Un ein Festtags-Feuerwerk nicht reichen, er will etwas Großes schaffen: Allen Angst einjagen – innen wie außen.
Ich muss zugestehen, dass mir der Mangel an Verständnis des politisch Machbaren und die mangelnde Steuerungsfähigkeit von dem derzeitigen Diktator Kim Jong Un schon Angst genug ist. Es wirkt nicht nur realitätsfremd, sondern es ist eine andere Welt in der den derzeitigen Diktator Kim Jong Un lebt und aus der heraus er handelt, handeln will. Mit Leichen hat noch Niemand Wohlstand erschaffen. Wir können nur hoffen, dass die politischen und militärischen Abwehrmaßnahmen die Größenvorstellungen bremsen und dass es doch noch zu Gesprächen kommt, aus denen Kim Jong Un als Politiker mit erhobenen Haupte vor seine Landsleute herauskommen und sagen kann, wie er im Frieden sein Land entwickeln und in Wohlstand führen will. Dann brauchen seine Landsleute nicht mehr mit gesenkten Kopf über die Bürgersteige der Städte laufen. Der Reifeprozess von Kim Jong Un hält die Welt gerade in Atem.
Konflikte – Atom: Nordkorea droht USA mit Atomangriff
Videotalk zur Korea-Krise
http://www.sueddeutsche.de/politik/global-betrachtet-situation-in-nordkorea-1.1640581