Schwarze Witwe und das Narrenschiff

Strategisch ja, aber systemrelevant?

Der Spiegel (Die Schwarze Witwe) und die Süddeutsche Zeitung (Das Narrenschiff) haben sich  nach der Wahl  2009 schneller regeneriert als die Parteien. Im Kommentar des Spiegels wird Angela Merkel beschrieben, deren politischen Erfolg am Wegesrand die Reste der Gegner garnieren sollen, stimmt für die Zukunft einer Gesellschaft nicht gerade optimistisch. In einer Welt, in der eher Netzwerke und verbindliche Kooperationen als systemische Antwort auf globale Herausforderungen gefragt ist, wird sogar in USA Angela Merkel als Dauerbrenner hochstilisiert. Das nicht zu Unrecht. Schließlich macht unsere Bundeskanzlerin brav das, was im angesächsischen gefragt wird: sorgt dafür, dass die Regierung der Länder bei den Banken bleiben. So gesehen sind die von Herrn Schwennicke beschriebenen Reste der aufgfressenen Gegner in der SPD und nun zu befürchten auch in der FDP nur ein Kollateralschaden von einer zugegebener Maßen geschickt gehandelten Machtgier. Zufällig geweckt soll sie sein, wie bei Elisabeth I. Nach Heinrich VIII. In diesem Geschichtsabschnitt waren Leichen und politische Morde konkret. Heute werden sie von den Medien sanft um die Ecke der politischen Glaubwürdigkeit gebarcht. Das Ergebnis ist das Gleiche: die Gegner fehlen und die Macht wird uferlos. Aussepolitische Erfolge? Vergessen wir nicht, dass die durch unverantwortliche Machenschaften der Banken ausgelöste Finanzkrise bereits am Laufen war, als sich die G8 in Heiligendamm getroffen hat. Damals war das erklärte Ziel von Deutschland, Derivate, Hedge-Fonds und andere wertlos mit heißer Luft gefühlten Finanzprodukte von den Finanzmärkten verschwinden zu lassen. Das Ergebnis? Wir haben die alle noch. Viel schlimmer – die Banken sind durch Hilfen der Steuerzahler wieder oben drauf, unterstützen die Wirtschaft mit wenig Investitionskrediten und Zocken munter vor sich her – wedeln unverschämt mit Bonis von der Nase der Investmentbanker. Angela, es hat sich nicht geändert, das korrumpierte Finanzsystem frißt uns auf. Dagegen sind die paar von Merkel umgelegten Dominosteine der Parteien ein Provinzgesellschaftsspiel beim Kaffee am Sonntagnachmittag. Systemrelevantes Denken wäre angebracht. Vernetzt.


Merkels schwarz-gelbe Regierung

20.10.2009 / Der Spiegel
Merkel und die FDP

Die schwarze Witwe

(Ein Kommentar von Christoph Schwennicke im spiegel.de)

Erst die SPD, jetzt die FDP – Angela Merkels neue politische Partner müssen aufpassen, wenn sie nicht das Schicksal der Sozialdemokraten erleiden wollen. Die Liberalen liegen gefährlich falsch, wenn sie glauben, bei Steuersenkungen aufs Ganze gehen zu können.


Das Narrenschiff

22.10.2009, 11:09 / Süddeutsche Zeitung
Ein Kommentar von Heribert Prantl

„…Auslagerung von Risiken, Schattenbilanzen, Off-shore-Geschäfte: Union und FDP wollen die Folgen der Bankenkrise just mit dem Trick bewältigen, der die Banken in die Krise geführt hat…“

20.10.2009, 06:00 Uhr
Interview

„Es wird mehr Schocks und Blasen geben“

von Ingo Narat
Die Exzesse der Finanzmärkte sind eine Folge davon, dass viel zu viel Geld in der Welt ist, meint Heinz-Werner Rapp, Chef-Anlagestratege bei Feri Finance. Im Gespräch mit dem Handelsblatt erklärt er, warum neue Spekulationsblasen unausweichlich sind, welche Märkte am gefährdetsten sind und wieso von den Notenbanken keine Gegenwehr zu erwarten ist.

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