Selbsmanagement, Boreout, Burnout

Wenn sich deutsche Unternehmen über mangelndes Engagement ihrer Mitarbeiter beklagen, dann entsteht auch sofort die Frage, wie ist die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern und der Führung. Es lohnt für beide Seiten nicht, auf Manager-Gehälter zu schielen und sich über deren Höhe zu Ärgern oder diese zu verteidigen – es kommt darauf an, dass alle Ebenen in einem Unternehmen zusammen arbeiten. Dazu passt auch das Problem Boreout, oder Boreout statt Burnout:

auf diese griffige Formel bringen die Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter R. Werder in ihrem Buch „Diagnose Boreout“ die Situation in vielen deutschen Unternehmen. Unzählige Arbeitnehmer leiden nicht unter Stress, sondern unter Langeweile, Desinteresse und Unterforderung. Hier die Tipps von Rothlins und Werders gegen die gravierende Gefahr Boreout.

Die Symptome des Boreouts

Zu den Symptomen des Boreouts zählen unter anderem: private Erledigungen während der Arbeitszeit, abendliches Erledigtsein nach einem ruhigen Arbeitstag, Betriebsamkeit, die den Mangel an echter Arbeit kaschiert, Aufschieberitis, ineffiziente Arbeitstechniken. Ruhige Kugel schieben statt Arbeitsstress – das klingt nach einem Schlaraffenland. Doch in diesem Schlaraffenland legt sich die Langeweile – gepaart mit Müdigkeit, Gereiztheit und Lustlosigkeit – wie ein bleierner Schleier über das gesamte Leben der Betroffenen.

Qualitativer Lohn
Darunter verstehen Rothlin und Werder eine Kombination aus Sinn, Zeit und Geld. Den qualitativen Lohn maximieren – und der Boreout ist kein Thema (mehr). Dabei die drei Elemente Sinn, Zeit und Geld Sie jeweils mit 40 % gewichten. Will sagen: Das Gesamte ist mehr als die Summe der Einzelteile. Und: Keines der drei Elemente schafft für sich allein genommen Arbeitszufriedenheit.

Sinnerfüllung
Am stärksten motivierend ist das Interesse an der eigenen Arbeit. Um herauszufinden, wie es dabei um einen bestellt ist, fragen sich jeder fragen: Arbeite ich gerne? Gibt es etwas, das ich viel spannender finden würde als meine Arbeit und mit dem ich Geld verdienen könnte? Kenne ich Menschen, die ich um ihren Job beneide – nicht wegen des Geldes, sondern weil sie eine spannende Aufgabe haben? Wichtig: Es ist wichtig von persönlichen Interessen auszugehen statt von dem Prestige einer Position („Führungsverantwortung für 30 Mitarbeiter“) oder den Wertvorstellungen der Herkunftsfamilie oder des Freundeskreises („Bauwirtschaft ist etwas Reelles“ oder „Hauptsache etwas Soziales“).

Gerade in größeren Betrieben fühlt sich der Einzelne oft als automatisch funktionierendes Rädchen im Getriebe. Den Chef kann man um eine Einordnung der eigenen Tätigkeiten in größere Zusammenhänge bitten. Nicht als persönlichen Wunsch, sondern indem dem Chef klar gemacht wird, inwiefern das Unternehmen davon profitieren wird. („Wenn ich Genaueres über die angedachten neuen Produkte weiß, kann ich die Marktforschung gezielter durchführen.“)

Wenn es um die ersten beiden Punkte nicht sehr gut bestellt ist, hilft nur noch die eigene Einstellung zu ändern. Den Sinn nicht nur in der eigentlichen Tätigkeit, sondern im Arbeitsplatz als Ganzem zu suchen: Das Betriebsklima ist gut; unerfahrenen Kollegin helfen, sich einzuarbeiten.


Erfüllte Zeit verhindert den Boreout
Wenn Sie im Büro nicht mit echter Arbeit eingedeckt sind, gehen Sie auf die Suche danach. Dafür unverzichtbar: ein Gespräch mit dem Chef. Sagen Sie ihm offen und als Wunsch formuliert, dass Sie mehr arbeiten und mehr Verantwortung übernehmen möchten. Stellen Sie Ihr Engagement möglichst gleich unter Beweis – z.B. indem Sie etwas auf den Tisch legen, das Sie von sich aus erarbeitet haben. („Das sind die Möglichkeiten, unsere EDV preisgünstig zu erweitern.“)

Halten Sie eine gute Balance zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Eine Maßnahme: Verlegen Sie private Tätigkeiten (z.B. Urlaubsrecherchen im Internet), die Ihre Arbeitszeit in der Wahrnehmung anderer verlängern, vom Büro in Ihre private Sphäre. Verzichten Sie darauf, aus Imagegründen möglichst lange im Büro anwesend zu sein.

Der schlichte Tipp von Rothlin und Werder. Maximieren Sie Ihren Geldlohn. Lassen Sie sich jedoch dadurch nicht über mangelnde Sinnerfüllung oder unerfüllte Zeit hinwegtäuschen. Denn sonst sind Sie gerade als Gutverdiener Boreout-gefährdet.

Bleibt Ihr qualitativer Lohn trotz aller Maßnahmen unbefriedigend, sollten Sie den Arbeitsplatz wechseln. Damit Sie gezielt etwas Besseres suchen können, müssen Sie zunächst die Gründe für Ihren Boreout unter die Lupe nehmen. Dann wissen Sie, ob es ausreicht, das Unternehmen zu wechseln, oder ob Sie in einer anderen Branche, in einer anderen Position oder in einem anderen Beruf glücklicher wären.


Wenn Sie der Chef sind
Lassen Sie sich von diesem Artikel anregen, günstigere Rahmenbedingungen für Boreout-gefährdete Mitarbeiter zu schaffen. Etwa indem Sie bei Ihren Meetings den Tagesordnungspunkt „das große Ganze“ fest verankern. Oder indem Sie Ihren Mitarbeitern zeigen, dass Ihnen effiziente Leistung wichtiger ist als durch lange Anwesenheitszeiten erwiesener „Fleiß“.

(bearbeitet nach vnr.de)

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