Pleite als Mundart

Die letzten 10 Jahre zeichnen sich damit aus, dass sehr viel von allen Seiten geredet wird. Ständig. Ob es Konferenzen sind, Wahlreden, Reden in Parlamenten, in Medien, erhebliche Zunahme an Talkshows u.v.m. Im gleichen Zeitraum der letzten 10 Jahre sind gleichzeitig dringend zu lösenden Probleme deutlich geworden, deren Lösung vorher jahrelang ale vor sich hergeschoben haben. Die in letzten Monaten zu beobachtende Panik spricht dafür, dass alle Probleme nun gleichzeitig gelöst werden müssen. Zumindest haben die Leitungs- und Leistungsträger diesen Eindruck, den sie auch nach außen durch Reden deutlich machen.
Obwohl es um Milliarden und Aber-Milliarden geht, sind diese Situationen alle herbeigeredet worden. Genauso, wie man jetzt den Verfall und Ende des EURO herbeiredet oder herbeireden will. Und genauso, wie die Lockerungen unter der Schröder-Regierung durch Lobbyisten herbeigeredet worden sind, werden nun Rettungsschirme herbeigeredet. Gewinn, Verluste, Subventionen und Mega-Profite werden also nicht mit werthaltigen Arbeit verursacht, sonder zu gut 80% mit Reden. Damit hat sich in den letzten 10 Jahren vor allem innerhalb der Finanzwirtschaft eine neue Kunst, eine Mundart des Herbeiredens etabliert. Die beherrscht der eine oder andere mehr oder weniger gut. Und in dieser Kunst kommt es auch auf die richtige Strategie, vor allem, dass passende Lobbyisten im Konzert unterschiedlich am gleichen Strang ziehen. So ergibt sich eine verwirrende Vielfalt der Ausgangssituation, die den Eindruck vermittelt, es gäbe mehrere Möglichkeiten auf die Krise zu reagieren. Diese Tatsache wiederum ruft eine Menge von Fachleuten, Spezialisten, Wissenschaftlern und und und, die alle jeweil die wahrhaftigere Lösung wissen und verkaufen. Hinter ihnen im Hintergrund handeln gleichzeitig die Strategen und machen sozusagen die Voraussagen wahr. Es entsteht eine Wahnwelt der Großfinanz, die alles regeirt und überschattet – sogar Regierungen, mit denen sie wiederum auch verbandelt ist.

Ein neueste Beispiel dafür war die Alleinunterhaltung von Herrn Josef Ackermann, Vorstandschef der Deutschen Bank bei Maybrit Illner am 13.5.2010 („Retten wir den Euro oder die Spekulanten“). Dabei entstand bei mir durchaus der Eindruck, dass diese Sendung für gutes Geld gekauft worden sein könnte. Gerade in dem Moment, als sich die Bundesregierung und und die Eu-Partner Gedanken über Regulierungen des verrückt gewordenen Finanzmarktes machen, trägt Herr Ackermann seine Sicht der Dinge geordnet vorbereitet in einer TV-Sendung über fast eine Stunde vor, legt alle Intervetionsvorschläge eins nach dem anderem ab und damit das ganze nach einer geordnet gewohnten Talkshow aussieht, darf er ab und zu wegen Laune der Zuschauer auch von Frau Illner kritisch gepiesackt werden.

So gesehen kam das Verbot der Leerverkäufe noch gerade rechtzeitig im letzten Moment. Frau Merkel hat sich damit in der Welt wohl keine Freunde gemacht, aber endlich verstanden, dass wenn sie nichts tut, verliert sie Freunde und Verbündete, weil die im Chaos nicht gefunden werden. Das Verbot der Leerverkäufe hat zwar Kopfschütteln und Absacken der Börsenkurse verursacht, man spricht sogar davon, dass die Marktteilnehmer darin eine weitere Bestätigung der Euro-Schwäche sähen, aber sonst passiert nichts Schlimmes. Wieder Gerede, die Mundart Pleite wird bemüht, also das gleiche Szenario wie bei der Rettung von Banken und bei der Rettung von Griechenland, von sich selbst.

Dabei hat Frau Merkel endlich damit begonnen zu versuchen, den Chaos der sich selbst überlassenen Investmentbanker aufzuräumen. Etwas, was sie schon in Heiligendamm vorhatte, aber auch dort die Britten und die USA nicht mitspielen wollten. Frau Merkel muss hier unbeirrt weiter machen. Die Leerverkäufe zu verbieten war richtig, es macht keinen Sinn, das große Rad drehen zu lassen mit etwas, was derjenige gar nicht besitzt – also mit „wertlosem“ Geschäft einen Gewinn erzielt – und damit sogar Währungen oder Firmen in Schwierigkeiten bringt. Da nutzt es wenig, wei Herr Ackermann und andere zu sagen, die Spekulanten würden nur den Finger in die Verschuldungswunde der Staaten legen und sich dort bedienen, wo sie von den Staaten durch Haushaltsschulden eingeladen werden. Aber auch diese Spekulanten wollen gut medizinisch versorgt werden, von der Polizei gut geschützt werden, sie wollen auf Straßen ohne Löcher fahren und ein Bildungssystem haben, dass für eine Wirtschaftslandschaft sorgt, in der sich spekulieren lohnt. Also müssen sie die Finger von der sogenannten „Massenvernichtungswaffen“ der Finanzwirtschaft lassen. Wenn sie von sich selbst nicht dazu in der Lage sind, muss es eben die Politik machen.

Dann aber schnell, und jetzt und ohne wenn und aber, Frau Merkel! Denn die Zahlen, die uns alle zusammen weltweit bedrohen sind gewaltig; und dort muss zu aller erst gespart werden, weil die Konsequenzen von Zusammenbrüchen von Blasen aller Art sind für die Staatshaushalte ein Sargnagel.

Bitte keine Bank mehr retten. Jeder Geschäftsmann ist für sein tun selbst verantwortlich und trägt das Risiko seiner Handlungen.
Dazu müssen die Bankgeschäfte und Investmentbanking strikt getrennt werden.

Derivate (Massenvernichtungswaffen)

Wenn man die Unternehmenswerte (Aktienwerte) weltweit mit den Derivaten weltweit vergleicht, dann wird einem erst deutlich welches destruktives Potential (614.674 Mrd.USD) in den wertlosen Derivaten gegenüber den werthaltigen Aktien (44.700 Mrd.USD) steckt.  Die CDS alleine haben ein Volumen (32.693 Mrd.USD) fast so groß wie die Aktien.

Die Risikobereitschaft der Banken muss verkleinert oder gar eliminiert werden. Das muss so deutlich ausfallen, dass Banken am besten keinen Eigenhandel mehr betreiben dürfen.
Die frühere (US)-Trennung von Kundeneinlagen und Investmentbanking ist der erste Schritt. Wenn sich die Investmentbank dann verspekuliert, darf dies keine Kettenreaktion hervorrufen und unser Geld gefährden. Dafür müssen Regeln geschaffen werden, die keine Hebelspekulationen auf Kredit erlauben. Egal wo auf der Welt. Dafür müssen diese extrem hohe Eigenkapitalanforderungen gestellt werden, die zwar die Aktienkurse der Banken massiv fallen lassen würden, aber das ist es definitiv (Staatshaushalts-)wert. Gewinne müssen so hart wie es nur geht beschneiden. Privatbanken dürften nicht mehr als Sparkassen oder Volksbanken verdienen. Banken sollen nur der Kreditversorgung der Bevölkerung dienen und nicht spekulieren dürfen. Das Spekulieren dürfen dann nur eigenständige Investmentbanken, die wiederum das volle Risiko tragen müssen. Und es muss vor allem eine Entflechtung der gegenseitigen Staatenfinanzierung geben, weil sonst keiner mehr durchblickt und Lösungen immer mit dem „alternativlosen“ „systemrelevanten“ Argument totgeschlagen werden.

Leerverkauf

(Wirtschaftslexikon): „…Leerverkauf, d. h. Verkauf von vor allem Wertpapieren, die die verkaufende Bank nicht besitzt, sondern vor der Lieferung noch erst eindecken muss. I. d. R. spekulatives Geschäft.

Er muß sich dafür das Wertpapier von einem institutionellen Anleger leihen, wofür eine entsprechende Leihgebühr zu entrichten ist.

Verkauf von Wertpapieren (Waren) an der Börse (Warenbörse), ohne daß sie sich im Besitz des Verkäufers befinden. Der Verkäufer tätigt ein derartiges Geschäft in der Erwartung, daß die Kurse zum Erfüllungstermin ein niedrigeres Niveau haben, da er sich dann zu einem niedrigeren Einstandskurs eindecken kann.

Ähnlich wie bei Derivaten gibt es bei Leerverkäufen drei grundsätzliche Einsatzmöglichkeiten:

  • Als Spekulation auf zukünftige Preisänderungen, im Falle des Leerverkaufs ein Preisrückgang,
  • als Absicherungsgeschäft (Hedgegeschäft), zum Beispiel, indem ein Terminkauf eines bestimmten Gutes über den Leerverkauf desselben Gutes abgesichert wird,
  • oder zur Ausnutzung von Preisinkonsistenzen zwischen dem Kassamarkt und dem Terminmarkt (Arbitrage), etwa in Form der umgekehrten Cash-and-Carry-Arbitrage…“

(Wikipedia) „…Bestimmte Termingeschäfte (Terminkauf, die Optionspositionen Long Call und Short Put) lassen sich am Kassamarkt nur mit Leerverkäufen absichern. Wegen dieser Hedge- und Arbitragemöglichkeit spielen Leerverkäufe eine wichtige Rolle bei der Preisbildung an den Terminmärkten.

Im Zusammenhang mit Wertpapierleerverkäufen existiert die Praxis des Naked Short Selling (im Deutschen mit „nackter“ oder „ungedeckter“[1] Leerverkauf wiedergegeben). Die Begriffsbildung ist uneinheitlich. Eine Definition ist, dass der Leerverkäufer sich zum Zeitpunkt des Verkaufs noch kein Eigentum am leer verkauften Wertpapier verschafft hat.[2] Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) fasst in ihren Allgemeinverfügungen, zuletzt vom 18. Mai 2010, den Begriff enger und versteht unter ungedeckten Leerverkäufen jene, bei denen sich der Verkäufer weder Eigentum verschafft noch einen Anspruch auf einen Eigentumsübertrag hat.[3][4] Ähnlich ist die Begriffsbildung der SEC in den Vereinigten Staaten, für die ein Naked Short Sale vorliegt, wenn der Verkäufer nicht rechtzeitig für Eindeckung sorgt und so Gefahr läuft, in Lieferverzug zu kommen.[5] Die Bezeichnung Naked Short Selling wird aber auch für einen normalen Leerverkauf mit Leihe verwendet.[6] …“

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