Griechenland gegen Gouvernante Merkel

„…Wenn in Europa von Sprachen die Rede ist, dann geht es nicht nur um Linguistik. Es geht um Weltanschauungen – vor allem in der Wirtschaftspolitik. Französisch steht dabei für den massiven Einfluss der Politik auf Wirtschaft und Währung. Deutsch steht für Stabilität und Eigenverantwortung: Die Zentralbank ist unabhängig, der Euro mindestens so hart wie die D-Mark, und jedes Land löst seine Schuldenprobleme selbst.

Seit Dienstag, dem 9. Februar, 18.34 Uhr ist das Geschichte. Seither weiß man im deutschen Kanzleramt und auch in den anderen europäischen Regierungen: Die alte Währungsunion nach deutschem Modell ist tot. Wie aber die Währungsunion 2.0 aussehen wird, das weiß noch niemand….“ (Zeit Online / Quelle DIE ZEIT, 18.02.2010 Nr. 08)

Gegen Gouvernante Merkel
In Griechenland wächst die Kritik an Deutschland, das dem EU-Land angeblich Hilfe verwehrt.

Bringen Griechenland und Co. den Euro in Gefahr?
EU-Sondergipfel in Brüssel berät über Nothilfe für angeschlagene Staaten

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Griechenland. Zeitdruck entsteht derzeit durch die umfangreichen Wetten gegen den Euro. Dieser Zeitdruck ist das jüngste Beispiel, welchen Unsinn, Unfug und Schaden die Möglichkeit anrichtet, wenn es weiterhin erlaubt ist, mit Derivaten, Zertifikaten und ähnlichen Bankenprodukten auf irgendeinen Teil der Finanzwelt mit Wetten zu spekulieren. Wieder mal sind es Währungsdifferenzen, unterschiedliche Zinsen in den Ländern, die eine Schar von Spekulanten zu der Gier nach explosiven Gewinnen reizt. Das Ergebnis: Regierungen müssen sich danach orientieren, Regierungen müssen sich nach Spekulanten orientieren. 1 bis 2% Rendite (anstelle von 25% des Herrn Ackermann) – mehr soll und darf eine Bank eigentlich nicht erwirtschaften, damit das System in wenigen Jahren nicht erneut kollabiert. Zeitdruck. Das Problem ist vor allem wegen dem unkontrollirten und unverantwortlichen Geschäftsverhalten der Banken, Investmentbanken entstanden. Genauso wie 1929. Damals wurden Aktien auf Kredit im großen Mengen gekauft und die erhofften Gewinne blieben aus. Crash. Zeitdruck.Ein Hohn in der Demokratie und in der Staatengemeinschaft der Europäischen Union insbesonderen. Jetzt wird auch noch Jagd nach Terminen von EZB-Chef Jean-Claude Trichet gemacht, damit man eigene Spekulation auch ja zeitgerecht platzieren kann. Ich frage mich, wo sind wir denn gelandet. Das hat mit gesunden Finanzen und mit ordentlichen kaufmännischen Denken und Verhalten gar nichts zu tun. Ein Cassino, ja, wunderbar, Millionen von Bürgern und demnach auch Steuerzahlern der Europäischen Union sind von ein paar Spekulanten abhängig und dürfen nicht in Ruhe Probleme lösen. Die Regierungen lassen sich durch Wetten auf der Börse jagen. Früher hatte man für notwendige Lösungen Sachzwang gehabt, jetzt hat man Wetten-Zwang. Wann verbieten endlich alle Regierungen, in deren Land sich eine Börse befindet, sämtliche Wettenarten auf der Börse. Dann würden wir viel Geld sparen und die Wirtschaft würde sich wieder erheben.

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Meinungen:
Es scheint, dass es weltweit gelungen ist, das Bankensystem zu stabilisieren. Deshalb fällt der Aufschwung jetzt robuster aus, als viele erwartet hatten. … Ich denke, dass ist ausgestanden (die Krise in Dubai; Anmerkung der Red.). Dubei ist weltweit betrachtet ein relativ kleines Problem. Die gesamte Staatsschuld von Dubai beträgt etwa 75 Milliarden Dollar. Die Dimension ist nicht so groß, dass sie eine Bedrohung für die globale Wirtschaft darstellt…. Von einem Staatsbankrott in Griechenland kann man nicht ausgehen…. Viele Länder haben sich viel zu stark verschuldet. Aber einen Pleitekandidaten sehe ich nicht…. Die Inflation wird schon in den nächsten Monaten wegen Basiseffekten wieder zunehmen. Das zeichnet sich schon ab. … Ich würde dazu raten, bei Aktien und Staatsanleihen aus Schwellenländern einzusteigen…Und bei Staatsanleihen ist etwa Brasilien interessant… Der Goldpreis wird nach unserer Einschätzung weiter steigen…. In den nächsten Monaten wird der Euro weiter steigen. In Richtung 1,55 oder darüber…“ Anmerkungen hierzu: Der Beitrag trug die Überschrift: „Ohne China hätten wir keinen Aufschwung.

Thomas Mayer ist der neue Chefvolkswirt der Deutschen Bank. In seinem ersten Interview warnt er vor Inflation. Und empfiehlt Gold.“ Wir weisen darauf hin, dass Norbert Walther (der Vorgänger von Thomas Mayer) im Dezember 2008 eine „Superrezession“ und deflationäre Tendenzen voraussagte. Er gab in Bezug auf die Konjunktur einen extrem pessimistischen Ausblick, der sich nicht bewahrheitete.

· Zu den Finanzkrisen in Dubai und Griechenland: Das Problem ist, dass beide Fälle als unbedeutende „lokale“ Ereignisse angesehen werden. Das dachte man im Jahr 2007 auch bei der Subprime-Krise. Es ist sehr gefährlich, die aktuellen Geschehnisse in Griechenland zu verharmlosen. Es ist nicht entscheidend, wie hoch der Beitrag Griechenlands zur gesamten EU-Wirtschaft ist (niedriger einstelliger Prozentbereich), es ist viel wichtiger, dass der psychologische Effekt auf die Marktteilnehmer sehr negativ ist. Genauso wie der Subprime-Sektor damals mit vielen anderen Bereichen stark verbunden war, genauso ist Griechenland mit den früheren Schwachwährungsländern Spanien, Portugal und Italien sehr eng vernetzt. Eine weitere Verschärfung der Griechenlandkrise würde auch auf diese Länder ausstrahlen, was sehr negative Konsequenzen für die gesamte EU und den Euro hätte.

· Zum Fall Dubai ist zu sagen, dass aufgrund des Vertrauensverlustes viel Kapital aus den arabischen Nachbarländern abgezogen wurde. Hier könnte es in naher Zukunft zu einem extrem negativen (deflationären) Multiplikatoreffekt kommen.

· Inflation: Hier vertritt Mayer die Mainstream-Meinung, dass die Inflation in 2010 weiter anziehen wird.

· Konjunktur: Mayer geht von einem soliden und robusten Aufschwung aus, was ebenfalls die Konsensmeinung der Ökonomen und Massenmedien darstellt.

Es könnte sein, dass es genau andersherum kommt! Vergessen wir nicht, dass die Deutsche Bank (mit Sprachrohr Norbert Walther) für 2009 eine Superrezession voraussagte – statt dessen kam es zu einer massiven konjunkturellen Erholung.

· Carmignac Gestion: Die Fondsgesellschaft rechnet sowohl für die USA als auch für Europa im Jahr 2010 mit einem moderaten Aufschwung. Die großzügige Geldpolitik würde beibehalten werden.

· Thomas Grüner, Geschäftsführer von Grüner Fisher Investments: Der Anlageexperte äußerte sich im Interview mit dem Magazin Der Aktionär (Ausgabe vom 3. Februar 2009, Seite 62) extrem optimistisch: „Die Gewinnerwartungen für die Unternehmen sind zu skeptisch.“ Grüner erwartet „überproportional steigende Gewinne“. Die Aussage des Strategen für die 2010er Perspektiven der weltweiten Aktienmärkte: „Ein globaler Kursanstieg von zehn Prozent plus X sollte realistisch sein. Überraschungspotenzial liegt auf der positiven Seite.“ Beim Goldpreis rechnet er mit neuen Rekordständen im Bereich von 1.300 USD. Thomas Grüner geht in Bezug auf das deutsche Wirtschaftswachstum ebenfalls von einer Überraschung aus: Seine Prognose ist mehr als doppelt so hoch wie die Schätzungen der Behörden.

· Claus Vogt, Chefanalyst der quirin bank AG: Vogt ist davon überzeugt, dass die Regierungen weiterhin massenhaft Geld drucken werden. Dem Goldpreis wird im Jahr 2010 Potenzial bis 1.500 USD zugebilligt. Der Index der US-Frühindikatoren zeige weiterhin klar nach oben. Sehr positiv ist auch der Ausblick für die Aktienmärkte: Obwohl kurzfristig eine kleine Korrektor anstehen könne, sei der mittelfristige Aufwärtstrend intakt. Bis Sommer 2010 sollen die Aktienindizes auf neue Hochs klettern.

· Smart Investor (Informationsdienst; Kapitalmarktausblick für 2010): „Sowohl fundamentale (in einem CuB-Kontext) wie auch technische Gründe sprechen unserer Ansicht nach für stark steigende Aktienkurse 2010. … Die Aktienmärkte werden ihren 2009 begonnenen Bullenmarkt 2010 in fulminanter Weise fortsetzen. Dem DAX billigen wir ein Potenzial von etwa 40 % auf ca. 8.000 Punkte zu. Die Börsen der Emerging Markets, allen voran China, halten wir für noch deutlich aussichtsreicher. … Die Inflation wird zurückkehren, aber noch nicht in allen Branchen. Per Saldo rechnen wir mit einer offiziellen Teuerungsrate von 3 % in Deutschland. … Die Konjunktur wird positiv überraschen.“ Für Deutschland rechnet der Smart Inv. im Jahr 2010 mit einem BIP-Wachstum von 2,5 %; China soll gar 13 % zulegen.

· Börse Online: Drastisches Anheben der 2011er Gewinnschätzungen für DAX-Aktien (in 2010 Gewinnexplosion um 61,2 %; 2011: + 19,5 %): Das Börsenmagazin Börse Online rechnet bei den DAX-Konzernen für 2010 mit einer Gewinnexplosion. Neuen Berechnungen zufolge sollen die Gewinne um satte 61,2 % anziehen. Dementsprechend optimistisch ist das Magazin für den DAX, der kräftig zulegen soll. Man verweist darauf, dass Experten für die Weltwirtschaft ein Wachstum von 5 % prognostizieren. · Der Aktionär: Das Anlegermagazin Der Aktionär äußerte sich kürzlich extrem optimistisch in Bezug auf die Aktienindizes. So soll der DAX auf 7.000 und 8.000 Punkte steigen und
spätestens im kommenden Jahr das alte Hoch von 2007 überwinden.

· Antiyzklischer Börsenbrief (Ausblick: „2010 – die letzte Party?“): Obwohl der Antizyklische Börsenbrief in fundierter und detaillierte Weise auf enorme fundamentale Risiken für das globale Finanzsystem eingeht, geht er von einem letzten Aufbäumen der Aktienkurse aus. Im Zuge einer „Katastrophenhausse“ sollen die Aktienindizes noch einmal kräftig steigen, obwohl sich die allgemeine Lage weiter verschlechtert. Sowohl bei den US-Banken als auch beim US-Transportindex sieht man charttechnische Ausbrüche. Die Stimmung (Verhältnis von Bullen und Bären) bezeichnet man als neutral.

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