Wirtschaft unter der Last von Spekulationen

Wir müssen immer noch mit Derivaten, Zertifikaten und anderen Wetten leben. Die Staatengemeinschaft traut sich nicht, das Spielkassino der Banken gänzlich zu verbieten. Und die Auswirkungen? Tatsächlich rutschte der Preis für ein Barrel US-Öl der Sorte West Texas Intermediate innerhalb von gut einer Woche von über 84 Dollar auf rund 75 Dollar. Einer der Gründe ist China: Wegen der erwarteten sinkenden Kreditvergabe glauben langfristig orientierte Trader an einen Rückgang der Diesel- und Rohöl-Importe und geben daher Long-Positionen auf.

Im größten europäischen Ölhafen soll gerade Nigeria die Nachfrage kräftig anheizen und Super-Benzin einkaufen, als gäbe es Morgen keine Benzin mehr. Der kriselnde westafrikanische Staat habe nicht genügend Raffinerien, um sein eigenes Öl zu verarbeiten. Rein ganz zufällig fließt die Nachfrage aus Rotterdam – genauer gesagt der Großregion ARA – Amsterdam Rotterdam Antwerpen – in die Preisberechnung der Tankstellen-Multis hierzulande ein.

In ganz Europa und Nordamerika sowie in China standen in den vergangenen Wochen wegen Schnee und Eis die Autos und Lkw längere Zeit zu Hause. Und ein einziges marodes Land soll so viel Kaufkraft mitbringen, um sämtliche globale Belastungsfaktoren beim Benzinpreis aufzufangen. Das ganze riecht ein wenig sehr nach Preisabsprachen – und Kartellamt?

Weder Staatskapitalismus von China noch die zerstörende Kreativität des Finanzkapitalismus der regierenden Investmentbanken der sog. freien Welt sind in der Lage, in der Welt- und Volkswirtschaft der einzelner Länder Wohlstand für alle zu produzieren. Die einen produzieren Gewinne mit Spekulationen auf alles, worauf sich wetten lässt – wenn die Wette gewonnen wird, dann hat sich nur das eingesetzte Geld vermehrt, an dem Spekulationsobjekt hat sich nichts geändert, das muss immer noch mühsam produziert oder gehoben werden. Aber je nachdem wie die Wetten laufen, wird es für die Produzenten schwerer mit den Käufern Preise auszuhandeln, denn diese sind schon durch die Wetten sozusagen vorhergesagt. Also laufen die Produzenten mit ihren Kalkulationen den Investmentbankern hinterher, was angesichts der Hebelsätze von Derivaten, Zertifikaten und anderen Produkten der Investmentbanken ruinös ist. Die Immobilienblase in den USA war nur ein Vorgeschmack auf alle noch kommenden Folgen der mit heißer Luft aufgepumpten Weltwirtschaft.

Die anderen wie China produzieren in alt bewährter kommunistischer Planwirtschaft Überkapazitäten, weil sie meinen, der Boom der letzten Jahre der Globaliesierungsorgie würde den Weg zum Wohlstand zeigen und nur die Größe und Potenz eines Landes wäre für den grenzüberschreitenden Erfolg entscheidend. Aber zunächst müsssen alle Chinesen was zu essen haben und medizinisch versorgt werden, der Lebensstandard muss für alle Chinesen auskömmlich sein, erst dann kann vom Wachstum gesprochen werden.

Weder Steuersenkungen und sonstige Erleichterungen können die produzierende Wirtschaft so entlasten, wie sie ein weltweiter Verbot von allen Wetten auf ihre Produkte entlasten würde. In dem Markt und auf den Börsen spielt die Psychologie der Marktteilnehmer mit mindestens 50% eine gewichtige Rolle bei der Bewertung und dem nachfolgenden Handelsverhalten. Wenn wir uns dazu vorstellen, dass nicht wenige Wetten mit riesigen Summen eingegangen werden, dann haben wir eine eigene Welt vor uns, die sich nicht im Rahmen der allgemeinen Wirtschaft ernährt, sondern verselbständigt aus sich selbst reich wird. D.h. sie rechnet sich mit jeder Transaktion reicher. In Billionen USD. Dass dabei die Investitionskredite für die Realwirtschaft nicht mehr so lukrativ sind versteht sich von selbst. Mit Geld auf dem Papier zu spielen ist wohl interessanter als sich mit ernsthafter Arbeit die Hände schmutzig zu machen. Wenn Sie meinen, das System wäre krank, dann Sie recht. Wir haben es eben in den letzten 12 Monaten reichlich genossen und werden es noch Jahre zahlen müssen – all die Rettungspakete der Regierungen, mit denen Banken vor dem Untergang gestützt wurden. Warum den Banken die Wettverluste nicht zu Selbstregulierung überlassen werden konnten und stattdessen nur die Anlagen und Kredite von werthaltigen Verträgen von den Staaten unterstützt worden wären, erschließt sich mir nicht. Erwachsene Leute, die sich darauf verlassen, wenn sie sich die Finger verbrennen, wird es Mutter-Staat schon richten, schließlich gibt es ja genug von denen, die Steuer zahlen, als Spielgeld wäre ja noch zum Nachschuss genug vorhanden. Eine höchst unreife Verhaltensweise von einem ganzen Berufsstand. Und unsozial dazu. Jeder Sozialhilfeempfänger verhält sich sozialer, auch wenn die Hochnäsigkeit der Finanzwirtschaft nicht müde wird, Sozialhilfeempfänger für faul zu erklären. Neuerdings unterstützt von jungen Männern, wie Roland Koch, die immer noch versuchen, mit Anmache der Schwächeren in der Gunst oder Missgunst zu punkten. Wie viel tausende Arbeitsplätze haben Banker mit Politikern zusammen verwettet. Unter dem Mantel der Globalisierung. Dabei heißt Globalisierung nur Weltarbeitsteilung. Das haben aber diejenigen, die an den Hebeln der Macht oder der Finanz sitzen irgendwie missverstanden. Für die hat sich die Spielwiese nur vergrößert, lädt zu Reisen und Wetten im weit verzweigten Netz ein. Und sie können sich wunderbar auf den global verschlungenen Wegen verstecken, Orte nach Bequemlichkeit wechseln, wenn sich irgendwo lokal gerade Gesetze etwas ungünstig entwickeln dann in Windschatten einer günstigeren Legislativen Region mit den spinnennetzartigen Geschäften unterzutauchen.

(kapitalmarkt-abschottung-ist-keine-loesung ): „…Um der immensen vagabundierenden Liquidität Herr zu werden, müssen die großen Notenbanken ihren Exit deshalb koordinieren. Sie können zwar nicht einzelne Blasen in Echtzeit erkennen und kontrollieren. Doch sie können die Wahrscheinlichkeit und Dimension von Blasen deutlich reduzieren, wenn sie die globale Überschussliquidität zurückfahren. Es ist daher zu hoffen, dass die EZB vorangeht und die Fed ihr folgt…“

Schäfchen im trockenen

(Unschönes Erwachen von Jan Kneist in A U S G A B E 0 2 / 2 0 1 0 • W W W . R O H S T O F F – S P I E G E L . D E) …Bis Obama bekannt gibt, die Fed zu verbieten, wird die globale Liquiditätsorgie weitergehen…
…Es werden Rekordschulden gemacht, die vermutlich 6% des BIP erreichen werden. Die HRE will sage und schreibe 210 Mrd. € in eine Müllbank auslagern. Was ausgelagert wird, ist minderwertig bzw. völlig uneinbringbar. Wenn nur 30% davon ausfallen, hat Schäuble weitere 63 Mrd. € zu berappen. Von dieser Verschuldungsorgie herunterzukommen ist illusorisch, wenn solche unwirtschaftlichen und die Volkswirtschaft schädigenden Pläne umgesetzt werden. Hier zeigt sich deutlich, welche nachhaltig teuren Folgen es hat, wenn eine falsche Entscheidung getroffen wird: die HRE hätte geschlossen und die Kreditabwicklung von substantiellen Darlehen der Kommunen, Länder usw. mit Hilfe des Staates über die Landesbanken abgewickelt werden müssen. (Anm.: Angst ist kein gutes Futter für Gier).

…Am Ende berappt der Staat alles. Die Banken betreiben Konkursverschleppung in höchster Potenz, besonders extrem natürlich in den USA. Genau wie überall wird sich die Verschleppung so lange hinziehen, bis die Zeiten der vielen Nullen anbrechen und alles ausgebucht wird. Gerade eben haben die Banken ihre Staatsgelder (mit Geld vom Staat) zurückgezahlt und sich wieder Milliarden an Boni ausgeschüttet. Ohne jeden Anstand, ohne jede Reue. Vermutlich steht dahinter folgende Denkweise: Durch die vorübergehende Rückzahlung der Steuergelder wurden die Bankmanager wieder frei, sich ein letztes Mal die Taschen zu füllen. Jeder realistisch denkende Banker weiß, dass sein gehebeltes Geschäftsmodell zusammenfallen wird. Die Banken sind also eh nicht zu retten, wozu sich noch gegen eine Aufspaltung wehren? Eine große Müllbank (bei den Amis „FED“) genannt, wird bald das ganze Bankensystem übernehmen. Dann ist es vorbei mit den Boni. Der Knall kommt schnell näher, darüber dürfen die guten Zahlen von Goldman Sachs nicht hinwegtäuschen. Jetzt ist die Zeit der Kreditkartenausfälle und der Verluste bei Gewerbeimmobilien angebrochen…

…Erst wenn sich der Markt wieder beruhigt und die Händler davon ausgehen, dass die Probleme innerhalb der EU bezüglich den PIIGS (Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien) gelöst sind oder zumindest eine gute Perspektive besteht, dass die EU nicht auseinander bricht, dürfte auch der Euro wieder an Fahrt gewinnen….

Natürlich bringt Geld auf der Bank Zinsen und ist in den meisten Fällen auch sicher. Aber wie schnell es mit der „Sicherheit“ vorbei sein kann, können Argentinier, Brasilianer, Russen, Isländer, Thailänder und Menschen aus Jugoslawien aus den letzten 12 Jahren berichten. Eines Tages waren die Türen der Banken zu und ruck-zuck waren 50% der Sparguthaben in den heimischen Währungen entwertet.

Chinas Erfolg beruht vor allem auf realer Produktion: Chinas Exporte dürften vergangenes Jahr die deutschen übertroffen haben. Dahinter steckt ein langfristiger Trend. Tatsächlich wäre die Welt wohl kaum so rasch aus der Krise heraus gekommen, hätte sich China während der Krise nicht als so stabil erwiesen. (FTD)

Mit seinen aktuell 1,3 Mrd. Einwohnern rangiert China jedoch in Sachen Pro-Kopf-Einkommen nicht einmal unter den TOP 100. Immer noch leben in dem riesigen Land rund 150 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Die wird von den Vereinten Nationen mit einem Einkommen von 1 Dollar pro Tag definiert. Groß sind die Einkommensunterschiede in China.

Aber die Frage bei dem massiven Wachstum ist schon, ob das auch nachhaltig ist? Die Antwort auf die Frage lautet ganz klar Nein: So hat jüngst eine Studie ergeben, dass in China derzeit massiv Überkapazitäten in vielen Industriebranchen aufgebaut werden.

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