Was sind die Gründe für die Krise?

Gunnar Heinsohn: Altruismus – und nicht etwa Gier. Und zwar der Altruismus der Zentralbanken Japans und Amerikas, die nach den Crashs von 1989 und 2000 Firmen und Arbeitskräfte mit Geld versorgen wollten, indem sie den Zins nahe Null setzten. Da aber in diesen Crashs das Kollateral (das als Sicherheit geltende Eigentum) der Firmen im Preis stürzte, waren sie nicht mehr verpfändungsfähig. Die Geschäftsbanken aber haben das billige Geld gerne genommen und eben nicht in steigende Effektivität und Produktion durch Weiterverleihen an Firmen, sondern in steigende Preise investiert bzw. in alles, was erst einmal höher rentierte als der Nullzins. Sämtliche Anlageklassen von Finanztiteln über Rohstoffe bis hin zu 20 Millionen unbesicherten US-Wohnimmobilien blähten dabei ihre Preise so lange, bis ihre Erträge selbst nahe Null landeten. Dadurch platzte die Blase, wobei nicht nur das Eigenkapital der Banken ausgelöscht wurde, sondern auch die Firmen durch Fallen ihrer Preise noch weniger verschuldungsfähig wurden. So wandelten sich liebevoll-naive „Zentralbank-Firmenretter“ zu monströsen Firmenzerstörern.

Die Blase war unvermeidlich, weil der Nullzinsschuldenberg der Banken niemals mit dem Leistungskomplex aus Firmen und Arbeitskräften in Kontakt kam. Nun ersetzten Regierungen die unbezahlten Bankschulden durch einen Gegenschuldenberg, den irgendwann die Bevölkerung abtragen soll. Ein ebenso gefährliches Geschäft, weil es auch für diese Schulden keinen echten Gegenwert, also keine wirkliche Leistung gibt.

Was müsste getan werden?

In Folge verschuldete sich der Staat, indem er Billionen in die unheilbar kranken „Bad Banks“ stopfte, anstatt neue „Good Banks“ aufzubauen, die nicht in giftige Anleihen investiert hatten und so den Zulauf von hoch qualifizierten Mitarbeitern und neuen Kunden hätten.
Diesen grundlegend anderen Blick auf die aktuelle Lage vertritt Gunnar Heinsohn, emeritierter Professor für Soziologie und Ökonomie der Universität Bremen. Er sprach am Malik Management Zentrum St. Gallen über seinen Blick auf die Krise.

hier kannst du ein Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.