Milliarden verschwinden – Tag für Tag

„Das Erschreckende ist, dass man den Banken nichts mehr glauben kann“, fasste ein Händler die Stimmung am Markt zusammen. Deutsche Bank gaben 7,74 Prozent auf 50,65 Euro ab. Allianz fielen um 7,33 Prozent auf 95,77 Euro. Auch Aktien von Immobilienunternehmen litten unter der Notwendigkeit von Rettungsaktionen. „An diesem Montag sind alle, die mit der Branche etwas zu tun haben, in einen Sack gesteckt worden“, kommentierte ein Marktteilnehmer die Kursverluste. So rutschten IVG Immobilien im MDAX um 19,90 Prozent auf 6,60 Euro ab. Gagfah verloren 12,04 Prozent auf 8,18 Euro.

 

 

Eine Billion Dollar auszugeben, um wertlose Papiere zu kaufen, löst nicht die Hypothekenkrise. Milliarden EUROS auszugeben, um wertlose Papiere zu kaufen, löst die Bankenkrise auch nicht.
Probleme haben wir schon immer genug gehabt – wichtige Probleme des Gemeinwesen der einzelnen Staaten und er Weltgemeinschaft. Aber nie war das Geld da, und schon gar nicht genug, um diese Probleme lösen zu können. Es hieß immer, es könne nicht finanziert werden, weil sonst die Staatshaushalte überschuldet wären. Nun ist es aber plötzlich möglich, beinahe täglich 20 Milliarden US-Dollar in irgendeine BAnk als Stütze hinein zu pumpen. Und auch 700 Milliarden schweres Rettungspaket im Kongress tagelang und das Wochenende durch pausenlos zu verhandeln. Der Maßstab dafür, was ist lebensbedrohlich für ein Gemeinwesen, ist in der modernen Welt des angelaufenen 21. Jahrhundert verloren gegangen, zu Gunsten von Gier aufgegeben worden.

Diese Tage weiß man nicht so genau, was von dem allen, was für vom Tag zu Tag vorgesetzt bekommen, wie zu glauben und zu bewerten ist. Morgens reibt man sich die Augen, und traut den eigenen Augen nicht zu – schon wieder einer Bank, die unterstützt werden muss, eine die noch vor nicht lange Zeit Kurserfolge an der Börse gefeiert hat. Die Hypo Real Estate, heute fragt man sich, womit eigentlich, wenn diese Produkte, mit denen Hypo Real Estate erfolgreich gewesen sein soll, auch faule Kredite gewesen sind. Und noch eins: wenn wir von faulen Krediten sprechen, dann sind es Finanztransaktion, die offensichtlich eine bessere Auszeichnung nicht verdienen. Faul. Fallobst. Abfall ist faul. Unmittelbar drängt sich die Assoziation auf, dass eine fressuchtartige Gier nicht anders befriedigt werden kann, als mit dem, was aus den Ritzen des übersättigten normalen Marktes auszukratzen war. Etwas, womit die Investment Banken alle blenden konnten.
Mit dem Erfolgsdruck nach immer höheren Gewinnen haben sie Produkte zusammengeschnürt, bei denen sich jedem ordentlichen Kaufmann der Magen umdreht. Aber sie haben diese faulen Produkte an den Mann gebracht, in einer Menge, die nun seit Monaten wie ein Tsunami immer näher an die Substanz der Volkswirtschaften kommt.
Die Substanz sind die Bürger der Länder, die Steuerzahler. Ich frage mich dabei, wie konnte es passieren, für so dumm kann man einen Investment Banker doch nicht halten. Geschäftsfähig sollen auch alle sein. Also wo liegt das Problem? Nur in der Gier? Bei der Weltwirtschaftskrise war es auch Gier, die das damalige System zum Einstürzen brachte – es haben sich tausende Bürger Geld geliehen, um Aktien zu kaufen, in der Vorstellung an wachsenden Gewinnen beteiligt zu werden. Auch damals war es Banken, die ihren Kunden den Kauf von Aktien auf Pump empfohlen haben – sie dachten, der Kursanstieg sei quasi vorprogrammiert und dachten wohl auch: je mehr Leute sich Geld für Aktienkauf leihen, desto mehr Aktien werden gekauft, deshalb werden die Kurse weiter steigen und allen wird es gut gehen. Vor allem den Händlern und den Banken. Ungeachtet dessen, dass es nicht entscheidend ist, ob und wie viele Leute Aktien kaufen, sondern, ob die Firmen, deren Aktien sie kaufen auch gesund, gesund wachstumsfähig sind, also einen realen Wachstum ohne psychologische heiße Luft produzieren. Die alte Tatsache, der Aktionär ist mit seinen Aktien an der Firma beteiligt ist immer noch das A und O des Aktienlebens: ich kaufe bestimmte Aktie, bin damit mit diesem Anteil Teilhaber der betreffenden Firma und das Geld soll der Firma zu besserem Wachstum und besser Gewinnen verhelfen. Das scheint sich in der modernen Welt, in der alles, was wir denken, offensichtlich auch funktionieren muss, als Hauptbeschäftigung durchgesetzt haben. Es ist also weniger die Firma, deren Aktien ich besitze von Interesse, sondern viel mehr die Meinung des Marktes, ob diese Aktie auch steigen soll oder nicht. Und hierbei sind die sog. Derivate auf der Bühne der Ereignisse ganz im Vordergrund – Put und Call-Scheine, mit denen bei Put auf fallende und bei Call auf steigende Kurse gewettet wird. Mehr nicht. Nur gewettet. Aber die Auswirkung der jeweiligen Mengen an Put- oder Call-Wetten scheint ja bestimmend zu sein, wie sich der Kurs der Aktie entwickelt, auf deren Fall (Put) oder Aufstieg (Call) gewettet worden ist.
Dabei muss man nicht besonders paranoid sein, um sich vorzustellen, dass bei entsprechenden Kapitalmenge durch diese Derivate der MArkt gesteuert werden kann. Damit die Steuerung klappt, sind natürlich Gerüchte und Voraussagen erforderlich, damit die Wettspieler auf der Börse Put- oder Calls-Scheine (Optionsscheine) kaufen.
In den USA untersucht FBI bereits in über 20 Fällen, wer wo wem gezielte Informationen und Fehlinformationen gegeben habe, dass die Kurse, Vertrauen und Kooperation dermaßen darunter gelitten haben. Das Paranoide dabei wäre, wenn wir es anlog dem 11.9.2001 als eine 2. Verschwörungstheorie untersuchen würden mit der hypothetischen Frage: wem nutzt eigentlich am meisten diese Finanz-Tsunami?
Das Leben und Finanzleben beherrschende Investment-Banken sind gerade die gewesen, von denen kaum welche übrig geblieben sind. Aber auch die, welche mit ihrem Potential und Finanzvolumen in alles, was im Leben einer Gesellschaft zu entscheiden ist regiert haben. Und das kaum immer zum Gefallen von der amerikanischen Regierung, des Amerikanischen Präsidenten Busch. Der wiederum setzt alles dran, um seine macht nur mit denen zu teilen, die ihn in das Amt hineingesetzt haben und nur ihre Öl-Interessen verfolgen. Könnte also sein, dass die Gerüchteküche eben von dieser „Öl-Regierung“ betrieben wurde, damit die Investment Banken ihre Macht verlieren, die Regierung als Retter auftreten kann und bei den Rettungsmaßnahmen soviel von den Banke unter eigene Regierungsmacht bekommt, dass sie, demokratisch gewählt auf kalten Wege den Steuerzahler so aussagen kann, dass er es nicht als beklaut werden erlebt, sondern sich dabei als Patriot fühlt.

Geplatzter Rettungsplan lässt Dow Jones abstürzen

Dramatische Entscheidung in Washington: Der mühsam ausgehandelte Rettungsplan für die US-Finanzbranche ist vorerst gescheitert. Das Repräsentantenhaus stimmte gegen das 700 Milliarden Dollar schwere Paket. An der Wall Street herrschte die nackte Angst: Der Dow Jones stürzte zeitweise um mehr als 700 Punkte ab.

 

 

Damit ist das eingetreten, was ich befürchtet habe: vernünftige Kongressabgeordnete wollen, wenn schon Rettungsprogramme, dann kontrollierbar und an den Steuerzahler rückzahlbar, aber solche Kontrolle durch den Kongress hat die USA-Regierung zunächst gar nicht vorgesehen. D.h. diese wollte diese 700 Milliarden so zu sagen zu freien Verfügung haben, um damit das zu machen, was sie gerade wichtig findet. Das ist aber auch wieder nur Öl und die eigene Macht. Jetzt müssen wir beobachten, ob es der amerikanischen Demokratie gelingt, im Sattel bei diesem Rodeo zu bleiben und Herrn Busch und seinen Hintermännern bis zu den Wahlen nicht erlauben, dass sie Amerika, weil in einer Krise von knapp 1 Billion US-Dollar anwesend, mit „patriotischen“ Notstandsgesetzen zu regieren. Nach den Unklarheiten um die Ereignisse bei 11.9.2001 ist eine 2. Verschwörungstheorie zumindest als beschützende Gedanke der Demokratie erlaubt. Es könnte sein – und das wäre das beste – wenn es wirklich nur Theorie und paranoid wäre…

Und es brennt an allen Ecken, die Bankenkrise greift langsam auf andere Sektoren über.
von Reinhard Schlieker
Die Finanzkrise überschreitet Grenzen – und während noch weltweit Banken ums Überleben ringen, greift die Krise schon auf andere Wirtschaftssektoren über. Auch im Alltag dürfte dies bald zu spüren sein. Der Steuerzahler ist immer mit von der Partie.

Citigroup übernimmt Bankgeschäfte von Wachovia

Finanzkrise: Bund bürgt für Banken-Rettung

„…Für manche dürfte aber auch diese Vertrauensbildung zu spät kommen. Die Krise hat Lawinencharakter angenommen, die ersten Ausläufer sind da, aber noch nicht die Wucht des Zentrums. Allein die Nachwehen darf man sich jetzt schon ausmalen: Rückgang der Investitionen, des Konsums, der Gründertätigkeit. Wie scharf diese Einschnitte eines Tages werden, weiß man aber wohl erst, wenn erkennbar alle Risiken verarbeitet und alle denkbaren Pleiten passiert sind. Im Moment ist guter Rat ebenso teuer wie die Rettung ganzer Banken…“

Die Wiener Börse hat am Montag ihre Talfahrt vor dem Hintergrund der Finanzkrise beschleunigt. Der ATX stürzte um 241,38 Punkte oder 8,05 Prozent auf 2.756,70 Einheiten und verbuchte damit den zweitgrößten Tagesverlust seiner Geschichte. Die heutige Entwicklung des Leitindex lag rund 173 Punkte unter der heutigen Händlerprognose im APA-Konsensus von 2.930 Punkten. Neue Hiobsbotschaften von Fortis und Hypo Real Estate hatten am Montag Ängste vor einem weiteren Übergreifen der US-Finanzkrise auf Europa geschürt und damit die Börsen auf Talfahrt geschickt. Besonders deutlich fiel das Minus in Wien aus. Unter Börsianern gilt der Wiener Markt wegen seiner verhältnismäßig geringen Größe, dem Engagement vieler Unternehmen in Schwellenländern und der starken Gewichtung der Bankenwerte als besonders anfällig für die aktuelle Krise.

Nach der spektakulären Rettungsaktion für den Finanzkonzern Fortis hält sich die belgische Regierung für einen Notfall beim Immobilienfinanzierer Dexia bereit. Laut Ministerpräsident Yves Leterme müssten sich die Sparer keine Sorgen machen. Der Staat werde auch Dexia unterstützen, wenn es nötig sei.
Finanzminister Didier Reynders versicherte im Radio: „Was wir für Fortis getan haben, würden wir für alle anderen belgischen Banken auch tun.“ Die Dexia-Aktien stürzten am Montag wegen Spekulationen über eine Kapitalerhöhung ab. Der Vorstand kündigte für 18.00 Uhr eine Telefonkonferenz an.

Belgien, die Niederlande und Luxemburg beschlossen am Wochenende, für 11,2 Mrd. Euro 49 Prozent am Bankgeschäft von Fortis zu übernehmen, um eine Pleite zu verhindern. Die Regierungen hatten eingegriffen, nachdem der Aktienkurs des belgisch-niederländischen Konzerns vergangene Woche um ein Drittel eingebrochen war. Die Anleger zweifelten angesichts der Verluste durch die Finanzkrise an der Zahlungsfähigkeit von Fortis. Bei der belgisch-französischen Dexia spielte sich am Montag das gleiche Drama an der Börse ab. Nachdem die französische Zeitung „Le Figaro“ über eine bevorstehende Not-Kapitalerhöhung berichtet hatte, raste die Aktie mit einem Minus von fast 33 Prozent auf ein Zwölf-Jahres-Tief von 6,75 Euro. Die Marktkapitalisierung fiel um vier auf acht Mrd. Euro.

Angesichts der nach Europa uberschwappenden Bankenkrise ist der deutsche Aktienmarkt heute erneut kräftig eingebrochen. Der DAX verlor heute kräftig um fast 3 Prozent.
Die Banken in Europa geraten zunehmend unter Druck. Mehrere europäische Banken mussten am Wochenende uber Rettungsaktionen gestutzt werden. Der angeschlagene belgisch-niederländische Finanzkonzern Fortis und die britische Hypothekenbank Bradford & Bingley werden verstaatlicht bzw. zerschlagen. In Deutschland musste der Bund eine Burgschaft fur den vor dem Aus stehenden Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate in Höhe von 35 Milliarden Euro ubernehmen. Vorausgegangen waren Spekulationen uber einen Kollaps des Instituts wegen massiver Liquiditätsprobleme.
Das Vertrauen in die ubrigen Finanzwerte ist ebenfalls deutlich gesunken. In Sippenhaft genommen wurden vor allem die Aktien der Commerzbank, Deutschen Bank und Postbank.

Angesichts der sich weiter zuspitzenden Finanzkrise versorgen die Notenbanken den Markt mit zusätzlicher Liquidität. Die Europäische Zentralbank kundigte eine spezielle Refinanzierungsoperation an, bei dem es kein festgelegtes Volumen gibt. Die EZB strebt damit eine Verbesserung der Liquidität im Euroraum an. Unterdessen haben auch die Notenbanken in Japan und Australien Milliardenbeträge in die Geldmärkte gepumpt.

Zum beschlossenen Rettungspaket in den USA fur den Finanzsektor mehren sich die kritischen Stimmen unter den Analysten. So geht der bei HSBC tätige US-Chef-Volkswirt, Ian Morris, nicht von einem Anspringen des Kreditmarktes infolge der staatlichen Maßnahmen aus. In der Begrundung macht der Experte auf voraussichtlich weiter fallende Hauspreise in der nächsten Zeit aufmerksam. Die Banken durften sich uber die nächsten Quartale mit enormen Belastungen aus Kreditausfällen konfrontiert sehen. Daraus sei fur die US-Wirtschaft im nächsten Jahr mit einer praktischen Stagnation zu rechnen.

Nach den USA müssen nun auch Regierungen in Europa Milliarden zur Rettung großer Banken in die Hand nehmen. In Deutschland erwischte es den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) aus München, für den Finanzbranche und Bundesregierung in der Nacht zum Montag ein Hilfspaket von bis zu 35 Milliarden Euro schnürten. Auch der belgisch-niederländische Bankkonzern Fortis und der britische Baufinanzierer Bradford & Bingley konnten nur mit staatlicher Unterstützung die Pleite vermeiden. Die Hoffnungen der Aktien- und Finanzmärkte auf eine Beruhigung der Lage richteten sich am Abend auf das amerikanische Abgeordnetenhaus, das über das 700 Milliarden Dollar schwere Hilfspaket für die US-Finanzbranche abstimmen sollte.
US-Präsident George W. Bush hatte erneut eindringlich an die Abgeordneten appelliert, die Rettungsmaßnahmen angesichts einer erneuten spektakulären Hilfsaktion passieren zu lassen. Die viertgrößte US-Bank Wachovia ist das nächste Opfer der Krise um faule Hauskredite und muss einen großen Teil ihres Geschäfts an die Citigroup verkaufen.

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