Hunger nach Hunger

Die im Westen offen gestellte Frage nach einem Olympia-Boykott hat in China eine Solidarisierung der Menschen mit der Führung und eine anti-westliche Stimmung hervorgerufen. Die Regierung ist wegen der wirtschaftlichen Erfolge ohnehin populär: Der chinesische Präsident Hu jin-tao und Ministerpräsident Wen Jia-bao genießen wegen der Wachstumsraten von 60% in den vergangenen fünf Jahren ein Ansehen. Nie soll es den Menschen in China besser gegangen sein als heute.

Tatsächlich haben die meisten Journalisten nicht den eigentlichen Grund für die Ausschreitungen auf dem Dach der Welt verstanden: In Tibet gingen die Menschen zuerst vor allem wegen der steigenden Lebensmittel-Preise auf die Straße. Natürlich spielten auch politische Gründe eine Rolle in der Mischung der Unzufriedenheit, das ganze schaukelte sich unter Führung der Mönche schließlich hoch. Letztlich hat jedoch Tibet, das nur rund 1% der Wirtschaftsleistung von China stellt oder stellen darf, keinen Einfluss auf den Wirtschaftsboom. Die chinesische Führung wird ferner ganz genau darauf achten, dass die Unruhen nicht auf den Rest des Landes übergreifen, d. h. die Wachstumsraten buchstäblich mit allen Mitteln sichern.

Auch an anderen Orten in der Welt gab es jüngst Unruhen wegen der ständig kletternden Lebensmittel-Preise. Die Konzerne aus dem Landwirtschafts-Sektor schoben sich daher zuletzt verstärkt in den Fokus der Anleger.

Damit ist die Situation erreicht: Hunger nach Nahrungsstoffen treibt die Preise hoch, die daraus resultierenden Zuwachsraten treiben den Aktienpreis hoch und damit die Gewinne der Anleger, die Nahrungsmittelpreise werden noch höher, die Gewinne auch, der Hunger derjenigen, die diese Preise nicht mehr zahlen können auch. Wenn Profit Nahrungssicherung regiert, produziert Profit Hunger, und Hunger soziale Unruhen. Hunger (Geld) nach Hunger (Grundsicherung) ist eine antisoziale Leitlinie einer pervertierten Entkoppelung der Verantwortung des Kapitals. Und wer muss die Gewinne letztendlich zahlen? Wieder die Steuerzahler der Weltgemeinschaft, in dem die Weltbank mit den Beiträgen der Mitgliedstaaten den Verhungernden unter die Arme greifen muss. Wir haben es also wieder mit Subventionierung der Gewinne aus Steuergeldern zu tun – sie kommen nicht aus der Wirtschaftsleistung der Nahrungskonzerne, sondern aus einer Erpressung der Habenden von den Nichthabenden durch Spekulation auf Hilfe der Staatengemeinschaft.

IWF warnt vor Krieg ums Essen

Der Internationale Währungsfonds warnt vor dramatischen Folgen der Ernährungskrise: „Es besteht die Gefahr von Kriegen, das Schlimmste liegt vielleicht noch vor uns“, sagte IWF-Chef Strauss-Kahn. Er rief zu einer Anhebung der Agrarproduktion auf.

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