Im Griff des Klimawandels

Das bestätigt die jüngsten Eindrücke vom 2. Klimakongress aus Berlin. Dort kamen auf Initiative der EnBW Politiker, Klimaexperten und auch eine Vielzahl Journalisten zusammen, um über den Klimawandel zu diskutieren. Dass der Klimawandel schon lange in vollem Gange ist, in dieser Einschätzung waren sich sowohl die Politiker, wie Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier und auch Wissenschaftler wie Prof. Mojib Latif, Leiter des Leibniz Instituts für Meereswissenschaften an der Universität Kiel einig. Prof. Latif gehört zum IPCC, dem Beratungsorgan der Uno in Sachen Klimawandel, und ist damit im weitesten Sinne genauso ein Nobelpreisträger wie Al Gore.

Der neue EnBW Vorstandschef Hans-Peter Villis wies in seiner Rede darauf hin, dass die zukünftige Energieversorgung in Deutschland auch auf der Kernenergie aufgebaut sein sollte. „Wer auf Kernenergie verzichten will, hat den Klimawandel nicht verstanden“, führte Villis weiter aus. Das etwas geschehen müsse, stehe auch für den erst seit 1. Oktober im Amt befindlichen Vorstandschef der EnBW außer Frage. Immerhin geht in China pro Woche ein neues Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 500 Megawatt ans Netz. Villis fasste die aktuelle Lage kurz und prägnant zusammen: „Die Aufgabe ist gewaltig und die Zeit ist knapp.“

Außenminister Frank Walter Steinmeier (SPD) erweiterte die Diskussion um den Sicherheitsaspekt. Denn in Zukunft werde es fast unweigerlich zu Verteilungskämpfen um die immer knapper werdenden Ressourcen kommen, führte Steinmeier aus. Und was ist Zum Großteil für den starken Rückgang der Wasserreserven auf der Welt ist der Klimawandel und die globale Erwärmung verantwortlich.

Heißer Kampf im Nordmeer
Dabei brachte Steinmeier ein interessantes Beispiel: So wird in Zukunft die legendäre Nordwestpassage für geraume Zeit pro Jahr eisfrei sein. Das wird enorme wirtschaftliche Auswirkungen haben. Denn so können Handelsströme auf dem Wasser zukünftig ganz anders geplant werden. Als ein möglicher Verlierer könnte dabei der Panama-Kanal dastehen. Wie wichtig die einzelnen Staaten daher schon heute das Nordmeer nehmen, haben wir, so Steinmeier alle vor einigen Wochen aus den Nachrichten erfahren, als Russland unterhalb des Nordpols mithilfe eines U-Boots eine russische Flagge setzen ließ.

Steinmeier verwies aber auch auf die führende Rolle Deutschlands beim Einsatz erneuerbarer Energien. So hat die gesetzliche Grundlage, das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), in seinen Grundzügen mittlerweile fast 40 Nachahmerstaaten auf der ganzen Welt gefunden. Und auch wenn die USA als Ganzes sich mit dem Klimaschutz noch schwer tun, so verwies Steinmeier doch auf erfolgreiche Kontakte zwischen der Bundesregierung und der regionalen Ebene in den USA, namentlich einigen großen Staaten wie Kalifornien. Hier ist der Klimaschutz schon integraler Bestandteil der Politik.

Schwierig wird es hingegen bei der Beurteilung der geeigneten Maßnahmen gegen die globale Erwärmung. Hier gibt es zwar schon von Seiten der EU konkrete Ziele. Ob die aber wirklich bis zu den anvisierten Zielterminen umgesetzt sein können, ist aktuell schwer zu sagen. Prof Laitf hob jedoch hervor, dass der genaue Zeitpunkt auch nicht so entscheiden sei: „Durch die Trägheit des Systems Erde ist es egal ob wir eine Maßnahme in diesem Jahr oder im nächsten Jahr auf den Weg bringen. Wichtig ist nur, dass etwas getan wird. Ob die Effekte dann 2040, 2045 oder auch erst 2050 eintreten, können wir mit unseren heutigen Methoden sowieso nicht genau prognostizieren.“

Aber bislang haben die Klimaforscher mit Ihren Prognosen gar nicht so schlecht gelegen. Dies zeigte Prof. Latif mit einem Chart auf dem die alten Vorhersagen von 1990 mit der tatsächlichen Entwicklung in Einklang gebracht worden waren. Das Ergebnis: Sowohl bei der Temperatur, als auch beim CO² Gehalt in der Atmosphäre und beim Abschmelzen der Eiskappen an den Polen befinden sich die tatsächlichen Werte am oberen Rand der Prognosen.

80% CO² Reduktion bis zum Jahr 2050
Um aber nicht in den roten Bereich abzurutschen sind die Aufgaben vor denen wir stehen gewaltig. Bis zum Jahr 2050 ist es notwendig den CO² Ausstoß insgesamt um 50% zu verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Industrieländer eine Reduzierung von rund 80% bewerkstelligen. Bei den Entwicklungsländern, die derzeit mehrheitlich noch deutlich steigende Emissionen aufweisen muss die Reduktion immerhin noch 50% betragen.

Es ist höchste Zeit zu handeln, denn dass die Menschheit die Hauptschuld an der globalen Erwärmung trägt, steht mittlerweile außer Frage. Selbst wenn ein Drittel der besonderen Effekte natürliche Ursachen haben sollte, so sind doch die restlichen zwei Drittel ganz klar der immer größer werdenden Zahl Menschen auf diesem Planeten zuzuordnen. Und da die Anzahl der Weltbevölkerung von derzeit 6,6 Mrd. auf bis zu 9 Mrd. im Jahr 2050 steigen wird, dürfte sich die Lage in vielen Regionen der Welt noch verschlimmern. Aber was kann eigentlich noch schlimmer werden, wenn wie in diesen Tagen in Kalifornien 1 Million Menschen vor Waldbränden evakuiert werden müssen?

Wenn der Kampf gegen die globale Erwärmung ein Gesicht hat, dann ist es das des 45. Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Einladung von EnBW liegt schon einige Monate zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gore weder den Oscar noch den Friedensnobelpreis.

Al Gores große Leidenschaft für das Klima-Thema
Al Gore soll es gelungen sein, diesen Vortrag zu den verheerenden Folgen des Klimawandels unglaublich enthusiastisch rüberzubringen. Obwohl er das nun schon rund 2000 Mal getan hat, bringt er noch immer eine sehr große Leidenschaft für das Thema auf. In den fast zwei Stunden der Präsentation zog er wohl die rund 300 geladenen Gäste in seinen Bann. Dabei erhielt er an verschiednen Stellen lauten Beifall für seine Äußerungen. In gewisser Weise war das für Gore ein Heimspiel. Immerhin war er bei der zweiten Auflage des Klimakongresses auch schon zum zweiten Mal mit dabei. Im vergangenen Jahr hatte es allerdings nur eine Satelliten-Schaltung gegeben. Auf die Frage ob er denn auch im kommenden Jahr wieder mit dabei sein werde, sagte Gore nur kurz: „Ich hoffe ja, aber das kann ich jetzt noch nicht sagen.“ Klar ist auch, dass sein Marktwert als Inhaber des Friedensnobelpreises, den er voraussichtlich Anfang Dezember in Oslo entgegen nehmen wird, noch einmal steigen wird.

Wir befinden uns bereits mitten in der Klimakrise

Gore appellierte vor allem auch an die Verantwortung der heutigen Generation. Denn für ihn ist der Kampf gegen die globale Erwärmung viel mehr als ein politisches oder wirtschaftliches Thema. Der Klimawandel hat eben auch eine moralische Dimension. Gore fasste das in der Frage zusammen: „Was wollen wir unseren Kindern und Enkeln in der Zukunft auf die Frage antworten: Warum habt ihr damals nichts dagegen unternommen?“

Den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel stellt heute eigentlich kein Wissenschaftler mehr in Frage. Das hat zwar Jahre gedauert, aber dafür ist die Einflussnahme auch zu groß. Gore sagte dazu, dass die Menschheit die Atmosphäre der Erde jeden Tag durch den Ausstoß von 70 Mio. Tonnen gefährlicher Klimagase weiter verändert. Die Folgen sehen wir schon jetzt um uns herum. „Das Eis schmilzt, das Wasser erwärmt sich und die Böden trocknen aus“, so Gore weiter. So lag die Schmelzrate des Eises am Nordpol in diesem Jahr so hoch wie noch nie. „Sollte diese Entwicklung weiterhin so fortschreiten, könnte die Eiskappe am Nordpol in nur 23 Jahren vollständig verschwunden sein“, mit diesen Worten malte Gore ein düsteres Bild der Zukunft.

Aber auch auf die wichtige Frage, was denn jetzt zu tun sei, hatte Gore eine Antwort. Er schlug vor, dass es vor der Generalversammlung der UN im kommenden Jahr eine Dringlichkeitssitzung mit den Staatsoberhäuptern zum Stand der Klimapolitik geben sollte. Danach sollte dieses strategische Treffen eigentlich alle drei Monate wiederholt werden. „Ich weiß, dass dies wohl kaum umzusetzen sein wird, aber in einer so ungewöhnlichen Situation muss es auch ungewöhnliche Maßnahmen geben, um ein Signal zu senden“, erklärte Gore zu seinem Vorschlag.

Deutschland ist gut aufgestellt im Kampf gegen den Klimawandel

Abschließend verdeutlichte Gore noch einmal, dass er erneuerbare Energien bei der Lösung der Klimakrise favorisiert. Und genau in diesem Sektor sind wir in Deutschland in vielen Bereichen sehr gut aufgestellt. In jeder Krise liegt auch immer eine Chance. Sicherlich überstrahlte der Auftritt von Al Gore den gesamten Klimakongress der EnBW.

Auf Wunsch der Agentur von Al Gore ist es nicht gestattet, aus der Berliner Präsentation zu zitieren, so dass wir nur auf Hörensagen angewiesen sind und abwarten müssen, bis die Agentur den richtigen Zeitpunkt für die Vermarktung des Folien-Vortrages sieht, ohne dass durch Vervielfältigungen Gäste davon abgehalten werden, auf den gut dotierten Veranstaltungen von Al Gore teilzunehmen. Auch der baden-württembergische Versorger musste tief in die Tasche greifen, um Al Gore nach Berlin zu locken. Hinter vorgehaltener Hand wird über eine Summe von 200.000 Dollar gesprochen. Aber so versicherte Gore bei seinem Eingangstatement: „Die Einnahmen dieses Vortrags fließen zu 100% in eine Non-Profit-Organisation, die gegen den Klimawandel kämpft.“

Man wird sich die DVD mit dem Oscar prämierten Dokumentarfilm „Die unbequeme Wahrheit“ anschauen müssen, um sich eine Vorstellung davon machen zu können, womit Al Gore in der wohl berühmtesten Power-Point-Präsentation der Welt – „Eine unbequeme Wahrheit“ – seine Zuhörer wohl zu Teilhabern an seiner tiefen Überzeugung für die Bedeutung des Klimawandels und dessen Auswirkungen werden ließ. Der Film soll auf eindringliche Weise nahe bringen, wie weit die Klimakrise schon fortgeschritten ist und das es jetzt höchste Zeit ist, etwas dagegen zu tun.

(Wenn Sie denken, ich wäre dabei gewesen, dann muss ich Sie enttäuschen, ich fand es nur der Sache wegen wichtig, die Informationen weiter zu geben, die ich in Briefen bekommen habe.)

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